Ostern mit Predigt von Vera

 

Die YouTube-Videos der Reihe #kircheerklärt veranschaulichen, was die Feiertage an Ostern eigentlich bedeuten:

 

#kircheerklärt: Ostern

 

Ostern du wunderschönes Fest, das von uns Christen auf der ganzen Welt gefeiert wird. Die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, symbolisiert damit den Sieg des Lebens über den Tod und das Licht über die Dunkelheit.

Diese Bräuche schaffen uns eine fröhliche und festliche Atmosphäre, die die Freude und das Leben feiert.

Auch der Frühling, der mit Ostern einhergeht, ist ein Grund zur Freude. Die Natur erwacht zu neuem Leben und alles um uns herum beginnt zu blühen und zu grünen. Dies ist uns ein Symbol für den Neuanfang und die Hoffnung.

Ostern ist somit eine Zeit der Freude, des Friedens und der Hoffnung. Es erinnert uns daran, dass das Leben stärker ist als der Tod und dass wir uns auf das Licht und die Liebe konzentrieren sollten, die in unserem Leben vorhanden sind.

 

Mal ernsthaft: Auferstehung?

Predigt von Vera von der Osten Sacken zum Osterdienstag 2023

Christus ist auferstanden. Glaubt Ihr das? Ein Mensch, der tot ist und wieder zum Leben erweckt wird. Es ist nicht leicht, sich das vorstellen. Und noch schwieriger ist es, das zu glauben. Mit gutem Grund haben wir gelernt, nicht alles zu übernehmen, nur weil es geschrieben steht, und nicht jedem Dogma zu vertrauen, das jemand in den Raum stellt, auch dann nicht, wenn wir es fast schon routinemäßig als unser Credo aufsagen. Ich kann verstehen, dass viele Menschen zweifeln. Und ich finde diesen Zweifel wichtig. Zweifel ist das Brennen der aufrechten Herzen, das Leiden am ungeklärten Rest. Er warnt uns davor, stumpf mit der Herde zu laufen und zu Anpassungsautomaten zu verkommen. Echter Zweifel, der vor sich selbst bestehen kann, nimmt ernst, wovon er spricht.

 

 

 

„Der ungläubige Thomas“ (Gerrit van Honthorst, 17. Jh.). Nach der biblischen Erzählung wollte der Jünger Thomas seine Finger in die Wunden Jesu legen, weil er nicht glauben konnte, dass es wirklich Jesus war, der als Auferstandener vor ihm stand (Joh 15,15). Bildquelle: Wikipedia, gemeinfrei.

 

Wozu wird die Auferstehung, wenn wir sie ernst nehmen?

Ist die Auferstehung eine Volksvertröstung, eine Hoffnung auf ewigen Lohn in einem besseren Jenseits, mit der man Menschen willig in den Tod schicken kann, wie es jahrhundertelang vor unzähligen Kriegen geschah? Das wäre schrecklich. Das war schrecklich und möge nie wieder geschehen. Nie wieder dürfen wir unsere Religion missbrauchen, um Unglück über andere zu bringen. Gut, dass es die Zweifler gibt. Gut, dass der Verstand, der eine großartige Gabe Gottes ist, gut, dass mutige Menschen, Theologinnen oder nicht, solche heimtückischen Missbräuche hinterfragen.

 

 

Deutsches Koppelschloss (von einem Soldatengürtel), Zweiter Weltkrieg. Der Satz „Gott mit uns“ kommt aus dem Buch Judith (Jdt 13,11). Er war u.a. der Wahlspruch des preußischen Königshauses und wurde in verschiedenen Kriegen missbraucht, um den Eindruck zu erwecken, dass Gott auf der Seite einer der Kriegsparteien stehe. Bildquelle: Wikipedia, gemeinfrei.

 

Ist die Auferstehung eine Posse, an die man nur glauben kann, wenn man naiver ist, als die Polizei erlaubt? Dann sind wir allesamt ziemlich dumm – oder verlogen – wir alle, die wir regelmäßig Ostern feiern. Das will ich natürlich nicht auf uns sitzen lassen. Niemanden von Euch halte ich für dumm oder verlogen – und mich selbst auch nicht. Jeder und jede von uns verbindet etwas anderes mit der Auferstehung. Vielleicht denkt Ihr an Liebe, die den Tod überwindet, oder an glückseligen Frieden fern von aller Last, die uns im Leben bedrückt. Oder daran, dass Gott in der Lage ist, selbst dem Tod Sinn zu verleihen. Oder Ihr hofft, dass Eure verstorbenen Lieben gut aufgehoben sind, wo immer sie sich jetzt befinden. All das sind wunderschöne, kluge und grundehrliche Gedanken. Dumm oder verlogen kann ich es nur nennen, wenn Menschen über diese verletzlichen und im tiefsten Wesen menschlichen Gefühle spotten.

 

 

 

Indy Sidhu, Joaquin Phoenix als Der Joker. 14 November 2019, Bildquelle: Wikimedia Commons,  Creative Commons Attribution 2.0 Generic.

 

Ist Auferstehung dann ein Hoffnungspflaster für meine Todesangst? Mag sein. Meiner Oma lag nichts an der Kirche. Nachlässigkeit und ein liebloser Empfang brachten sie schließlich dazu auszutreten. Als sie im Sterben lag, fragte sie mich trotzdem: „Werde ich in den Himmel kommen?“ Ich habe „ja“ gesagt. Nur das. Keine Erklärungen, nur „ja“ aus voller Überzeugung, weil ich daran glauben will, dass es so ist, weil ich überzeugt bin, dass der Gott, dem ich vertraue, keinen Menschen in seiner Hilflosigkeit allein lassen wird.

 

 

Seite aus dem Mitgliederverzeichnis der Todesangstbruderschaft an der Passauer Jesuitenkirche – Staatliche Bibliothek Passau Ms. 107 a, [S.l.], 1738 [SPA-Hss Ms. 107 a] Kreuzigung Christi mit Darstellung nach Matthäus 27,52 „monumenta aperta sunt…“ (die Gräber taten sich auf, und standen auf viele Leiber der Heiligen, die da schliefen). Bildquelle: Wikimedia Commons, gemeinfrei.

 

Und selbst wenn ich zu Unrecht daran glaube: Wer hätte denn Schaden davon, wenn ein sterbender Mensch leichter gehen kann? Wem wäre gedient, wenn ich die Hoffnung meiner Oma zerschlagen hätte? Gewiss nicht dem Gott, an den ich glaube, der sich klein und verwundbar machte, der ängstlich vor seinem eigenen gott-menschlichen Entschluss niederkniete und in Getsemane sich quasi selbst anflehte: „verschone mich vor dem Leiden und lasse diesen Kelch an mir vorübergehen“ (Mk 10,34 par).

 

 

Jesus betet im Garten Getsemane. De Grey Stundenbuch, f.37.v. Um 1390. Bildquelle: Wikimedia Commons, gemeinfrei.

 

Dieser Gott ist noch immer bei uns, obwohl er viel Schlimmeres als ein wenig Zweifel erträgt. Er hat die schlimmsten Dinge mit uns ausgehalten. Seine Liebe stirbt auch dann nicht, wenn wir wie Verbrecher handeln, Menschen und Tiere quälen, verfolgen, und mit unserem Hass traktieren. Dieser Gott steht den Opfern dieser Taten bei und sogar den Tätern, die wir nur noch hassen können. Solche Liebe ist unsterblich, sie überwindet selbst die eigenen Mörder und lehrt uns Vergebung, damit wir wenigstens unsere Liebe leben können.

Das ist der Gott, dessen liebevolle Hand das Universum schuf. Dessen unglaublicher Verstand die Naturgesetze erdenkt, dessen zauberhafte Phantasie das Wunder des Lebens wirkt. Dieser Gott ist der wahre Weinstock. Er nährt und pflegt uns, wie ein liebevoller Gärtner (Joh 15,1) und schenkt uns mitten im Irrsinn der Welt die Sehnsucht nach einem Paradies. Daran glaube ich. Sein alles durchdringender Funke entzündet in uns die Lust auf Schönheit und die Neugier auf das Gute. Er lässt uns aufstehen, wenn wir alles verloren glauben und wird unser Lebensatem, wenn uns vor Kummer die Luft ausgeht, damit wir das Licht des Lebens haben (Joh 8,12) – auch das glaube ich.

Dieser Gott, der mit uns lebt und leidet, den ich lachen höre, wenn mein Liebster lacht, der schnurrt, wenn meine Katzen schnurren und der glänzt, wenn das Licht der Sonne die Welt in goldene Wärme taucht – diesem Gott vertraue ich.

Dieser Gott, der gesagt hat: „Glaube nicht nur, was du siehst. Du sollst selig sein und vertrauen können“ (nach Joh 20,29) – dem glaube ich, dass er über allem steht, und Seelen und Körper heilen kann, weil er Euch und mich und alle Menschen liebt.

Der gleiche Gott sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist“ (Joh 11,25). Ganz gleich, ob ich jemals verstehen werde, was diese Worte bedeuten: Diesem Gott vertraue ich. Und deshalb glaube ich ihm.

Amen.